Waldhufendorf Langenschade in Thüringen

Das Waldhufendorf, ein typisches Reihendorf, im Gebiet der Saalfelder Heide in Thüringen erzählt seine Geschichte.

Die Geschichte der Hangeiche

Zwischen Saalfeld und Rudolstadt erhebt sich ein lang gestreckter kahler Höhenzug, der einst mit herrlichen Eichen bestanden war. Besonders zeichnete sich eine mächtig große und uralte Eiche aus; und es war unter ihr in grauen Zeiten, vielleicht schon vor Einführung des Christentums, eine Malstätte; an der Eiche hing eine starke Kette, und an die Kette hing man die Verurteilten.

Im dreißigjährigen Kriege rastete ein Fähnlein Volk im Dorfe Reichenbach am Fuße des Kulm, und zechte wacker. Als am anderen Tage das heilige Abendmahl ausgeteilt werden sollte, fand sich, daß der goldene Kelch gestohlen war, und der Verdacht fiel alsbald auf die fremden Krieger. Der Schultheiß eilte dem Fähnlein nach, holte es auf der mittleren Heide ein, und klagte dem Hauptmann, der unter der alten Hang-Eiche lagerte, den Verlust der Kirche.

Der Hauptmann erzürnte sich über die Beschuldigung, wie über die Möglichkeit der Tat, und schwur, habe einer seiner Leute den Kelch, so solle er auf der Stelle hängen, ohne Schwurgericht und Anwaltkniffe; habe aber keiner der Seinen den Becher, so müsse der Schulze an die Eiche.

Im Tornister eines ruhig schlafenden Soldaten fand sich der Kelch. Dieser hatte die Tat nicht verübt, eine anderer hatte schnell den geraubten Kelch in jenen Tornister geschoben, als die Klage angebracht wurde. Aber alle Beteuerungen der Unschuld halfen nichts - doch rief der Soldat noch um ein Wunderzeichen den Himmel an.

Hangeiche

Wenn er unschuldig gerichtet sterbe, solle nie mehr ein Eichbaum grünen und aufkommen in diesem Walde. Kaltblütig knüpfte der Dieb des Kelchs den Unschuldigen auf - kaum aber war der Schulze mit dem wieder gewonnenen Kleinod hinweg, so erfaßte die Reue den Dieb und Mörder. Er blieb zurück, als seine Kameraden weiter zogen, schnitt den unschuldig Gehenkten ab und begrub ihn, und erhenkte sich an seiner Stelle. Der Wald aber starb ab, trug keine Eichen mehr.

Quelle: Kerstin Neumann, Hotel Marienturm